Medienbildung – (k)ein Unterrichtsfach?
Mitarbeit
Prof. Dr. Rudolf Kammerl – Projektleitung
Dipl. Päd. Sandra Hein (geb. Ostermann) – wissenschaftliche Mitarbeit
Lena Hirschhäuser – studentische Mitarbeit
Zum Stellenwert der Medienkompetenzförderung in Schulen
Die Medienpädagogen Rudolf Kammerl und Sandra Ostermann durchforsteten die Lehrpläne der Bundesländer und führten ausgiebige Interviews mit Experten in Forschungseinrichtungen und Schulbehörden.
Das Ergebnis zeigt: Zwar finden sich inzwischen in allen Bundesländern Vorgaben zur Medienerziehung und Förderung von Medienkompetenz, es fehlt aber an konkreten Hinweisen, wann und wie diese Aufgaben umgesetzt werden sollen. Es gibt einige Schulen, in denen Lehrkräfte sich dieser Zielsetzung annehmen. Eine Verbindlichkeit ist aber kaum vorhanden. Inwiefern Schülerinnen und Schüler tatsächlich ein Mindestmaß an Medienkompetenz erreichen, wird nicht überprüft. Die Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches könnte hier Abhilfe schaffen. Die befragten Experten berichteten aber übereinstimmend, dass hierfür keine bildungspolitische Mehrheit zu erwarten sei.
Verbindliche Verankerung nötig
Wenn Medienbildung in den bisherigen Fächerkanon integriert werden soll, so muss dies verpflichtend eingefordert und die erfolgreiche Umsetzung überprüft werden. „Medienkompetenz ist als Schlüsselqualifikation in der Informationsgesellschaft zu zentral, als dass sie weiterhin so randständig behandelt werden kann“ so Prof. Dr. Kammerl von der Universität Hamburg.
Medienpädagogische Grundbildung für Lehrpersonen
Neben einer Sicherung von Mindeststandards an allen Schulen sei auch eine medienpädagogische Grundbildung in der Lehrerausbildung dringend notwendig. „Lehramtsstudierende bringen viele Fertigkeiten im Umgang mit Computer und Internet ins Studium mit. Doch in Sachen Informationsrecherche und Umgang mit Medien sind sie noch weit von einer möglichen Vorbildfunktion entfernt“, so Kammerl. Auch fehle es ihnen noch an methodisch-didaktischen Konzepten. Diese seien nötig, um im Fachunterricht die Möglichkeiten digitaler Medien für Lernprozesse zu nutzen. Außerdem könnten damit die immer wichtiger werdenden Kompetenzen für einen reflektierten Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien vermittelt werden.
Kooperation mit Spezialisten
Um mit der Dynamik der Entwicklungen im Medienbereich mithalten zu können, sei auch die Ausbildung von Spezialisten erforderlich und die Zusammenarbeit mit Medienpädagogen aus der außerschulischen Jugendarbeit und mit den Eltern auszubauen.
Medienenpädagogische Forschung
Angesichts der vielfältigen neuen Aufgabengebiete sei letztendlich auch eine strukturelle Stärkung medienpädagogischer Forschung notwendig. Gerade in Hamburg wird das Thema neue Medien zwar auf dem Papier als prioritäres Thema der Lehrerbildung ausgewiesen. Statt einer Stärkung in Forschung und Lehre steht aber im Arbeitsbereich wieder einmal eine Stellenstreichung an.
Publikationen
Kammerl, Rudolf/Ostermann, Sandra (2010): Medienbildung – (k)ein Unterrichtsfach? Eine Expertise zum Stellenwert der Medienkompetenzförderung in Schulen. MA HSH: Norderstedt.
Kammerl, Rudolf (2015): Medienbildung – ein Bildungsangebot, bei dem Medienkompetenz hinten rauskommt? In: KJug H.1, 2015, S. 3-7.
Kammerl, Rudolf/Mayrberger, Kerstin (2011): Medienpädagogik in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Deutschland: Aktuelle Situation und Desiderata. In: Döbeli, B. / Petko, D. (Hrsg.): Digitale Medien in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung – Beiträge zur Lehrerbildung. 29. Jahrgang, Heft 2/2011, S. 172-184.
Kammerl, Rudolf (2011): Medienbildung in die Schule! In: Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis (KJug), 3-2011, S. 82-85.
Kammerl, Rudolf/Ostermann, Sandra (2010): Media education – a school subject? In: Media Education Research Journal MERJ 02, 2010. S. 45-59.
Kammerl, Rudolf (2010): Medien im Unterricht. In: Mägdefrau, J. (Hrsg.): Schulisches Lehren und Lernen – Pädagogische Theorie an Praxisbeispielen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 250-267.
Kammerl, Rudolf (2009): Medienpädagogik in der Lehrerausbildung – Fehlanzeige? In: tendenz Heft 4-2009, S. 12-14.